Zweckverband Beltringharder Koog

Willkommen beim Zweckverband Beltringharder Koog

Das Verbandsgebiet umfasst die Gebiete der Gemeinden Reußenköge, Hattstedtermarsch, Nordstrand und der Stadt Husum im Beltringharder Koog. Seine binnenlands gelegene Begrenzung ist der Deichfuß des alten Seedeiches. Die errichteten Gräben in Höhe des Deichfußes bilden die natürliche Grenze. Die seewärts liegende Begrenzung ist die Grenze des Naturschutzgebietes zum Nationalpark Nordfriesisches Wattenmeer. Am Nordstrander Straßendamm bildet der Deichfuß die Grenze.

Der Zweckverband Beltringharder Koog hat die Aufgabe, das bedeichte Gebiet durch geeignete Maßnahmen so zu entwickeln, dass ein ökologisch möglichst gleichwertiger und vielseitiger Ausgleich bzw.  Ersatz für das ursprüngliche Salzwasserbiotop entsteht, verbunden mit dem landschaftspflegerichen Ziel, die ökologische Vielfalt des Gesamtraumes vor und hinter dem neuen Seedeich zu erhalten und zu entwickeln mit der besonderen Verpflichtung, insbesondere Flächen mit spezifischen Lebensbedingungen von Flora und Fauna zu erhalten und wiederentstehen zu lassen.

Daneben hat der Zweckverband die Aufgabe, sicherzustellen, dass die naturkundlich interessierte Bevölkerung die ökologische Vielfalt des Kooges erleben und sich darüber umfassend informieren kann. Der erholungssuchenden Bevölkerung ist im Rahmen des Schutzzweckes das Seebaden zu ermöglichen. Die hierfür erforderlichen Einrichtungen sind durch den Zweckverband vorzhalten.

Über den Beltringharder Koog

Von der Nordstrander Bucht zum Beltringharder Koog

1987 war es soweit: nach langjährigen heftigen Auseinandersetzungen zwischen Vertretern des Küstenschutzes und Naturschützern wurde der Deich geschlossen und die Nordstrander Bucht vom natürlichen Gezeitenrythmus der Nordsee abgeschnitten.

Die Küstenschützer erhofften sich durch diese großflächige Abdeichung mehr Sicherheit für die Anwohner durch die Deichverkürzung und gleichzeitige Schaffung einer zweiten Deichlinie, eine einfachere Entwässerung des Hinterlandes und eine Verringerung der flächenhaften Watterosion im Bereich des Norderheverstromes.

Aus Sicht des Naturschutzes fand damit die Zerstörung eines ökologisch sehr wertvollen Teils des Wattenmeeres statt, denn die Nordstrander Bucht erfasste alle wichtigen Lebensräume des Wattenmeeres: Wattströme, Sand- und Mischwatten, vor allem aber nahrungsreiche Schlickwatten und ausgedehnte Salzwiesen.

Der neue Koog mit einer Fläche von 3.350 ha erhielt den Namen "Beltringharder Koog" aufgrund seiner Lage im Bereich des mittelalterlichen Verwaltungsbezirks Beltringharde.

Alle Betroffenen stimmten letztendlich darin überein, dass der Naturschutz in diesem Gebiet absoluten Vorrang haben sollte. Ende 1991 wurde daher der gesamte Koog zum Naturschutzgebiet erklärt (dem größten des schleswig-holsteinischen Festlandes). In der Naturschutzverordnung heißt es: "das Gebiet dient der dauerhaften Erhaltung und ungestörten Entwicklung eines ehemaligen Wattenmeerbereichs mit großflächigen Salz- und Süßwasserlebensräumen, tidenbeeinflussten Überschwemmungsgebieten, mit Sümpfen und sonstigen Feuchtgebieten sowie einer an diese Lebensräume gebundenen charakteristischen Tier- und Pflanzenwelt, insbesondere dem Schutz der hier rastenden und brütenden Wat- und Wasservögel".

Zur Erfüllung der Schutzabsichten wurden Einzelflächen des Kooges zielgerichtet gestaltet. Drei für die Küste typische Lebensgemeinschaften sollen sich entwickeln können: die Salzwasserlagune mit ihren relativ ruhigen Salzwasserflächen und Salzwiesen, das Feuchtgrünland mit sehr hohen Winterwasserständen und geringer Beweidung und die sogenannten Sukzessionsflächen im Süßwasserbereich, wo die Aueinanderfolge von Tier- und Pflanzenarten vom Menschen unbeeinflusst ablaufen kann.

Salzwasserlagune

Eine Lagune ist eine flache Meeresbucht, die durch einen Landstreifen unvollständig vom Meer getrennt ist und deshalb nur einen verringerten Wasseraustausch hat. Natürliche Lagunen gibt es an der schleswig-holsteinischen Wattenmeerküste infolge von Deichbaumaßnahmen nicht mehr. Heute sind drei künstliche Lagunen vorhanden: das Rantumbecken auf Sylt, das Kronenloch im Speicherkoog Dithmarschen und der Beltringharder Koog.

Über das Holmer Siel und das Lüttmoorsiel strömt das Wasser mit deutslich verringertem Tidenhub von ca. 40 cm (gegenüber 3,50 m außendeichs) täglich zweimal ein und aus. Wegen des geringen Wasseraustausches verringerten sich die Wattflächen von früher ca. 2.500 ha (gesamte Nordstrander Bucht) auf ca. 170 ha in der Lagune.

Im Winter wird unregelmäßig über mehrere Tiden das Wasser gezielt auf 1 m über Normalnull aufgestaut, um Sturmfluten nachzuahmen. Auf die Überflutungsfläche von 215 ha konnte sichauf einem schmalen Streifen eine echte Salzwiese entwickeln. Auffallend sind die ausgedehnten Bestände des Strandflieders, die im Juli vom Lüttmoordamm aus gut zu sehen sind. Etwa 95 ha der Lagune sind überflutungsfreie Landfläche, die als Brutgebiet für Wiesen- und Küstenvögel beweidet wird.

Auf den künstlich aufgespülten Inseln der Lagune befinden sich wichtige Brutkolonien der seltenen Seeschwalben, Säberschnäbler und Regenpfeifer. Der Bruterfolg wird jedoch häufig durch Füchse zunichte gemacht. Zu den Zugzeiten sammeln sich dort bei Hochwasser große Schwärme von Watvögeln.

Insgesamt ist eine funktionierende künstliche Lagune mit 380 Hektar Dauerwasserfläche als typische Lebensgemeinschaft der Küste entstanden. Hier sind alle Tierarten des Wattenmeeres zu finden. Nicht nur Kleintiere und Fische, sondern auch Seehunde wandern durch die Siele ins Gebiet ein und aus. Neben typischen Sandwatten mit Kolonien von Wattwürmern oder der amerikanischen Schwertmuschel gibt es eindrucksvolle Bestände von Taschenkrebsen, Seenelken, Miesmuscheln und Schwämmen.

Feuchtgrünland

Im Norden und Osten des Beltringharder Koogs liegt das ca. 400 ha große Feuchtgrünland. Daran westlich angrenzend dehnt sich der vom Regenwasser gespeiste 310 ha flache Lüttmoorsee aus. Weitere Flächen in der Lagune und im Arlau-Speicherbecken werden ebenfalls als Feuchtgrünland gestaltet. Das Feuchtgrünland wird gezielt als Nahrungsfläche für Enten und Gänse und als Brutgebiet für Wiesenvögel entwickelt und gepflegt, d.h. mit 1Rind/ha nur gering beweidet. Diese Vogelarten benötigen offenes und sehr nasses Grünland. Deshalb wird das Wasser im Feuchtgrünland soweit wie möglich gestaut, so dass die Flächen im Winter unter Wasser stehen. Im Sommer sinkt dann der Wasserstand durch Verdunstung weiter ab.

Über 10.000 Nonnengänse und Pfeifenten nutzen das Feuchtgrünland im Frühjahr und Herbst zur Nahrungssuche. Wegen der vielen Gänse können die Feuchtwiesen meistens erst ab Juni von Rindern beweidet werden. Die Gänse halten im Frühjahr die Vegetation so kurz, dass dort Regenpfeifer, Säberschnäbler und Seeschwalben geeignete Brutplätze finden. Die wichtigsten Brutvögel sind hier Kiebitze, Rotschenkel, Uferschnepfe und einige Entenarten wie Löffel-, Krick-, Knäk- und Schnatterente. Auch Amphibien und amphibische Pflanzen wie Wasserhahnenfuß und Tannenwedel finden hier optimale Lebensbedingungen.

Die beiden Kleientnahmen stellen eine zusätzliche Bereicherung dar. Rohrsänger, Blaukelchen und Bartmeise brüten im unbeweideten Schilfröhricht des Ufers und Wasservögel, Möwen und andere Bodenbrüter nutzen die vielen kleinen Inseln als Bauplätze.

Im Herbst und Winter fallen im Flachwasser stellenweise die Bisamburgen auf. Der Bisam -ein Neubürger aus Nordamerika- trägt dafür große Mengen Pflanzmaterial zusammen und hält dadurch Flächen offen. Seine Burgen dienen Gänsen, Enten und anderen Arten als sichere Brutplätze.

Wildniszone (Sukzessionsfläche)

Der gesamte Südteil des Beltringharder Kooges ist Sukzessionsfläche, d.h. die Natur kann sich hier ohne direkten Einfluss des Menschen ungestört entwickeln. Hier wird in keiner Weise eingegriffen: keine Nutzung, keine Pflege und kein Betreten. Diese ungenutzten Flächen setzen sich aus 410 ha Dauerwasserfläche und 400 ha Überfltungsfläche und 800 ha Landfläche zusammen.

Gleich nach Deichschluss wurden hier alle Priele und viele Senken aufgestaut. Die Landflächen sind also von vielen kleinen Wasserflächen durchsetzt. Der von Regenwasser gespeiste 160 ha große Holmer See ist wegen der geringen Wassertiefe ein wichtiges Nahrungsgebiet für Wat- und Wasservögel. Der Wasserstand im angrenzenden Arlau-Speicherbecken liegt ca. 2 m tiefer.

Fast alle jetzt vorkommenden Tier- und Pflanzenarten sind in den Koog neu eingewandert. An den nassen Stellen sind dies ausgedehnte Röhrichte (Schilf), wasserliebende Gräser und Reste der Salzvegetation, an den trockenen Stellen Hochstauden, Grasfluren und Gehölze (vor allem Weiden). Eingewanderte Landsäuger haben sich erst stark vermehrt, dann sind ihre Zahlen zusammengebrochen. Jetzt haben sich die Bestände auf eine dem Lebensraum angepasste Höhe eingependelt.

Das Rehwild hat sich z.B. bis 2005 stark vermehrt und man konnte am Nordstrander Damm bis zu 50 Stück gleichzeitig beobachten. Heute sieht man dort höchstens einzelne Rehe. Die Fachleute gingen davon aus, dass die Sukzessionsflächen langfristig von Wald besiedelt werden. Die vielen Rehe haben anfangs kleine Büsche und Bäume so stark verbissen, dass nur wenig neues Gehölz höher aufwachsen konnte. So glichen die Flächen eher einer halboffenen Weidelandschaft. Hier konnten lange auch Vögel des Offenlandes brüten, z.B. Wiesenpieper und Feldlerche, deren Bestände nach dem Rückgang der Rehe ebenfalls fielen. Von landesweiter Bedeutung sind die Bestände der Röhrichtvogelarten wie Rhrdommel, Rallen, Rohrsänger, Blaukehlchen und Bartmeise. Ihre Zahlen sind mit der Ausbreitung des Schilfes sehr stark gestiegen.

Arlau-Speicherbecken

Das 540 ha große Arlau-Speicherbecken, davon ca. 200 ha Dauerwasserfläche, liegt im Zentrum des Kogges südlich der Lagune und nördlich der Sukzessionsflächen. Der nördliche Speicherbeckenverwallung grenz das Speicherbecken zur Lagune mit ihrem ca. 2 m höheren Wasserstand ab. Ein weiterer Damm bildet im Ostteil die Grenze zum ca. 2 m höher aufgestauten Holmer See, während im Westteil der Übergang zur Wildnisfläche fließend ist.

Das Speicherbecken dient in erster Linie der Entwässerung von 32.000 ha des Binnenlandes. Ursprünglich musste das Wasser der Arlau bei hohen Außenwasserständen am alten Arlauschöpfwerk mit hohem Energieaufwand in die Nordsee pepumpt werden. Heute kann es im freine Gefälle durch vier Sielröhren im Holmer Siel in die Nordsee fließen. Bei Sturmfluten wird das Süßwasser im Speicherbecken aufgefangen, so dass im Hinterland keine Nutzflächen überflutet werden.

Viele Süßwasserfische wie Aal, Barsch und Weißfische, aber auch Meerforellen kommen im Speicherbecken in größerer Zahl vor. Im Spätsommer fischen hier mehrere hundert Kormorane gemeinsam. Als besonders seltene Art findet man hier den Europäischen Flusskrebs. Im Herbst und Frühjahr suchen im Uferbereich große Schwärme von Enten und Gänsen Nahrung und es raten hier viele Wattenmeervögel.

Die Flächen nördlich der Arlau werden gering beweidet, um die Röhrichtausbreitung zu begrenzen. Da der Wasserstand der Lagune höher als der des Arlauspeicherbeckens ist, drückt Salzwasser durch die nördliche Speicherbeckenverwallung und verhindert auf dessen Südseite die Ausbreitung einer höheren Vegetation. Diese dauerhaft offenen Flächen sind sehr wichtige Brutplätze für Seeschwalben, Regenpfeifer, Säbelschnäbler und Wiesenvögel wie Kiebitz und Uferschnepfe und sehr wichtige Ratsplätze für viele Wattenmeerarten. Deshalb darf die Verwallung nicht betreten werden.

Natur erleben im Beltringharder Koog

Die naturschutzfachliche Betreuung und die Besucherinformation wird von zwei kooperierenden Partner geleistet: dem Landesamt für Landwirtschaft und Umwelt mit der Integrierten Station Eider, Treene, Sorge und Westküste (ETSW) und der AGNB mit der Naturschutzstation Arlau-Schöpfwerk. (AGNB: Arbeitsgemeinschaft Naturschutz Beltringharder Koog). Unterstützt werden sie vom "Zweckverband Beltringharder Koog" der angrenzenden Gemeinden, dessen Hauptaufgabe die Förderung eines naturverträglichen Tourismus ist.

Vom Arlau-Schöpfwerk ausgehend werden fast ganzjährig verschiedenartige Führungen angeboten. Im Schöpfwerk bietet ein kleines Naturkundemuseum aktive Betätigung insbesondere für Kinder. Der davorliegende Rundwanderweg ist als Lehr- und Erlebnispfad konzipiert. EInmalig ist hier das direkte Nebeneinander von Salzwasserlagune und Süßwasserflächen.

Die Integrierte Station ETSW bietet -gestützt auf die jeweis neuesten wissenschaftlichen Untersuchungen- auf Anfrage für Gruppen Diavorträge im Holmer Siel und Führungen im Gebiet an.

Im Sielgebäude erhält man auch Informationen über die Technik des Deichbaues und des Sielbetriebes. Informationstafeln und drei Vogelbeobachtungshütten an markanten Stellen im Koog ergänzen das Angebot.

Aber auch ohne fachkundige Begleitung kann jeder bei Wanderungen auf den umliegenden Deichen oder Rundwanderwegen oder bei Radtouren durch und um den Koog herum als stiller Beobachter die Weite der Naturlandschaft genießne.

Bitte helfen Sie mit, das Naturschutzgebiet in seiner Schönheit, Ungestörtheit und Vielfalt zu erhalten: Nutzen Sie die ausgewiesenen Wege, die Ihnen die Natur in ihrem vollem Reichtum erschließen, und respektieren Sie die gesperrten Bereiche. Hunde müssen angeleint werden, da sie ansonsten ein unkalkulierbarer Störfaktor für Vögel und Schafe werden können.

Noch Fragen ?

Folgende Ansprechpartner bieten weitere aktuelle Informationen:

Naturschutzstation Arlau-Schöpfwerk
Tel. 04846 - 530

Integrierte Station ETWS
Tel. 04674 - 962891

AGNB/Schutzgebietsreferent
Tel. 04846 - 6573

Bekanntmachungen

Satzung

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