Lauter hochmotivierte Frauen beim SV-Kursus in Hattstedt
Bereits zum zweiten Mal nach 2017 startete in Hattstedt jetzt ein Selbstverteidigungskursus für Frauen in der Zusammenarbeit zwischen der Gleichstellungsbeauftragten des Amtes Nordsee-Treene, Kirsten Schöttler-Martin, und der Frauenbeauftragten des TSV Hattstedt, Femke Neumann-Schmitz. Und wieder nimmt eine Gruppe von hochmotivierten Frauen, diesmal zwischen 17 und 56 Jahren, an dem Kursus bei Trainer Marc Petersen, Polizist und Ausbilder aus Flensburg, teil, der sich über acht Abende mit je zwei Stunden erstreckt.
Die Gründe für die Motivation dieser Frauen sind sehr vielfältig und natürlich nicht immer positiver Natur. So hat eine Teilnehmerin, die in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie-Einrichtung arbeitet, in ihrem Arbeitsalltag erleben müssen, dass das Verhalten ihrer Klientel immer aggressiver wird und sie dringend lernen muss, sich besser zu schützen. Von Seiten ihres Arbeitgebers wird nur ein eineinhalbstündiges Deeskalationstraining angeboten – viel zu wenig, wie sie findet.
Lehrerin: Gewaltpotential an Schulen nimmt zu!
Auch eine Lehrerin an einer Gemeinschaftsschule, hat in jüngster Zeit erfahren, dass das Gewaltpotential bei den Jungs, aber durchaus auch bei den Mädchen, deutlich zunimmt. „Für mich ist sowohl wichtig zu wissen, wie ich mich selber effektiver schützen kann, als auch, wie ich in Pausensituationen gezielter und sicherer eingreifen kann“, sagt sie in der Eingangsrunde mit der Gleichstellungsbeauftragten.
Eine andere Teilnehmerin arbeitet im Bildungsbereich im Naturschutz, und ist dadurch öfter mit ihr ganz fremden Menschen weitab in der Natur unterwegs, wo im Fall der Fälle keine Hilfe zur Stelle wäre. Eine nächste berichtet, dass neben ihrem Arbeitsplatz ein Obdachlosenheim ist, wo auch aggressive Bewohner und Bewohnerinnen unterwegs seien; hinzu käme, erzählt sie mit Sorge, dass sie selbst gesundheitlich angeschlagen sei und sich generell sehr unsicher fühle.
Am Wochenende auf Kneipen- und Discotour
Zwei junge Frauen in der Gruppe sind viel am Wochenende unterwegs, gehen auf Kneipen- und Discotour und wollen sich darum für potentielle gefährliche Situationen, in denen sie von Männern körperlich und/oder sexuell angegriffen werden könnten, besser wappnen, mehr Vertrauen in sich und ihre Kräfte entwickeln. Und eine Mutter ist gleich mit ihrer 17-jährigen Tochter gekommen, die genau wie sie selber lernen soll, sich schnell und mit Selbstvertrauen zu wehren.
Sind die Gründe für die Teilnahme also auch sehr vielfältig, so freuen sich alle, jetzt in dem Kursus bei einem solch‘ erfahrenen Coach wie Marc Petersen zu sein. Und an den letzten beiden Abenden geht es dann sozusagen auch ans Eingemachte, nämlich ins verschärfte Training unter realistischen Bedingungen, denn die Teilnehmerinnen erleben eine Angriffssituation und müssen zeigen, was sie in der Zeit davor gelernt haben.
Ein dicker Schutzanzug für den Trainer!
Da sie hier dann wirklich kräftig zuhauen und treten sollen, muss der Trainer geschützt sein und sieht in seinem weißen voluminösen Schutzanzug ein bisschen wie das früher aus der Werbung bekannte Michelin-Männchen aus! Aber trotzdem trägt Marc Petersen hier den einen kleineren oder größeren blauen Fleck davon, wie er berichtet – doch er sieht das gelassen, schließlich sollen die Frauen sich hier selber beweisen, mutig und sehr angriffslustig sein! (ksm)