Besonderes Jubiläum in 2025: ein Vierteljahrhundert hauptamtliche Gleichstellungsarbeit
Mildstedt - Die Geschichte der kontinuierlichen hauptamtlichen Gleichstellungsarbeit im Amt Nordsee-Treene und davor im Amt Treene beginnt mit dem 1. April 2000, als Ulrike Geffert ihr Amt in Mildstedt antrat. Die Zahnärztin, die später ihren Mädchennamen Boeters wieder annahm, war bis Ende August 2002 die Gleichstellungsbeauftragte (GB) im Amt Treene. Sie verstarb im März 2017. Für ein halbes Jahr war bereits von August 1996 bis einschließlich Januar 1997 die Gestalttherapeutin Elke Kirchner als hauptamtliche Gleichstellungsbeauftragte beim Amt Treene in Mildstedt eingestellt.
Die Nachfolgerin von Ulrike Geffert war vom September 2002 bis einschließlich August 2009 die Erzieherin Claudia Hansen. Während ihrer Tätigkeit vollzog sich zum 1. Januar 2008 die Fusionierung der vier Einzelämter Treene, Friedrichstadt, Hattstedt und Nordstrand zum Amt Nordsee-Treene mit dem Hauptsitz in Mildstedt. Auf Claudia Hansen folgte vom September 2009 bis Dezember 2011 Kira Lüdtke, studierte Diplom-Politologin.
Gefeiert wird mit einer Lesung am 3. April in Mildstedt
Seit dem 1. Januar 2012 ist die Diplom-Sozialwissenschaftlerin Kirsten Schöttler-Martin im Amt der hauptamtlichen Gleichstellungsbeauftragten beim Amt Nordsee-Treene, die das 25-jährige Jubiläum nun mit einer ganz besonderen Lesung und ihren Gästen am Donnerstag, den 3. April 2025, um 19 Uhr, im Kirchspielskrug in Mildstedt feiern möchte. Die Autorin Dr. Constanze Wilken aus Husum-Schobüll, die auch noch unter dem Pseudonym Amelia Martin schreibt, wird aus ihrem neuesten Roman „Die Farben der Wüste“ über das spannende Leben der mexikanischen Künstlerin Geogia O’Keeffe lesen.
„Die Geschichte der Gleichstellung ist auch immer eine Geschichte der Frauen, die dieses Amt innehatten, jede hat ihrer Zeit auch ihren persönlichen Stempel aufgedrückt“, ist Kirsten Schöttler-Martin überzeugt. Aber ein Blick in die Archive zeige auch, dass eine ganze Reihe der Themen fortlaufend über das Vierteljahrhundert relevant waren und bis heute sind.
„Viele Probleme auch nach 25 Jahren immer noch dieselben“
So haben sich alle mit den Chancen und Problemen der Themen „Frau und Beruf/Teil-zeitarbeit“, „Frau und Familien- und Pflegearbeit“ oder „Frau und Gewalt“ beschäftigt. Die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen auf Kreis-, Regional- oder Landesebene war früher wie heute wichtig, um ein gutes Netzwerk zu schaffen, denn nach wie vor ist die Gleichstellungsbeauftragte vor Ort meist eine Einzelkämpferin. Da die Frauen in unserer Gesellschaft immer noch in vielen dieser Bereiche – sei es bei der Bezahlung im Beruf, bei der gerechten Verteilung der Erziehungsarbeit oder beim Kampf gegen die männliche Gewalt in Beziehun-
gen – diskriminiert werden, geht es vorrangig um die Durchsetzung ihrer Rechte. Aber wie es die Bezeichnung „Gleichstellungs“beauftragte schon zum Ausdruck bringt, geht es auch darum, Männer bei erfolgter Zurücksetzung und Ungleichbehandlung zu unterstützen. Ein Aspekt, auf den besonders Männer gern hinweisen. Privilegien, Rechte, aber auch Pflichten in der Gesellschaft sollten im 21. Jahrhundert gleich verteilt sein. Die regelmäßige Sprechstunde der Gleichstellungsbeauftragten steht natürlich allen Geschlechtern (w,m,d) offen. Denn auch die gelebte Diversität und Geschlechtervielfalt ist ein Thema der Gleichstellungsarbeit, weil eine offene Herabwürdigung von schwulen, lesbischen, bisexuellen, transgender oder intersexuellen Menschen leider immer noch oft bittere Realität in Deutschland ist..
Gleichstellungsgesetz (GstG) des Landes S-H von 1994
Bereits im Jahr 1994 wurde in Schleswig-Holstein das Gleichstellungsgesetz (GstG) des Landes verabschiedet, in dem die Aufgaben und Befugnisse der Gleichstellungsbeauftragten definiert sind. Seine Grundlage ist der Art. 3, Abs. 2 des Grundgesetzes, in dem es heißt: „Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“
In der Hauptsatzung des Amtes sind die konkreten Aufgaben im §6 festgelegt, wie zum Beispiel die Einbringung frauenspezifischer Belange in die Arbeit des Amtsausschusses und der 28 Kommunalvertretungen, die interne Prüfung von Verwaltungsgrundlagen und ihre Auswirkungen auf Frauen oder die Teilnahme an sämtlichen Personalauswahlverfahren.
Aber auch die Zusammenarbeit mit anderen gesellschaftlichen Institutionen, Betrieben und Behörden (Stichwort Vernetzung!) oder das Anbieten von Sprechstunden und Beratung für die Kolleg*innen oder Bürger*innen ist hier zu finden. „Dieses breite Spektrum an Aufgaben macht die Tätigkeit der Gleichstellungsbeauftragten sehr verantwortungsvoll, aber auch so interessant und befriedigend“, weiß Kirsten Schöttler-Martin aus Erfahrung.
Vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Dienststellenleitung
Und auch eine sehr vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit mit der Dienststellen-leitung ist im Amt gegeben, freuen sich die GB und Amtsvorsteherin Eva-Maria Kühl und LVB Frank Feddersen und Stellvertreter. „Die Gleichstellungsbeauftragte ist mit ihrer vielfältigen Beratungstätigkeit ein wichtiger und unverzichtbarer Bestandteil sowohl für die Kolleg*innen im Hause, als auch für die Bürger*innen in unserem Amtsgebiet – ebenso ihr umfangreiches Netzwerk zu vielen psychosozialen Institutionen im Kreisgebiet“, so Eva-Maria Kühl.
„Doch auf der landes- und der bundespolitischen Bühne bläst der Gegenwind uns GB immer noch ins Gesicht, aufgrund des aktuellen Rucks nach rechts sogar wieder mehr!“, hat Kirsten Schöttler-Martin auch schon erfahren. Standfestigkeit ist gefragt, genau wie Empathie, Sachkompetenz und Engagement. Das galt sicherlich ebenso für die ehrenamtlichen Gleichstellungsbeauftragten, die vor der Fusion 2008 in den Einzelämtern tätig waren.
Zu Beginn gab es in den einzelnen Ämtern ehrenamtliche GB
Im alten Amt Treene gab es vor der ersten hauptamtlichen Gleichstellungsbeauftragten in 1996/97 keine ehrenamtlich Tätige, da die Grenze schon über 10 000 Einwohner*innen lag (von dieser Grenze an, die später auf 15.000 stieg, mussten damals hauptamtliche Gleichstellungsbeauftragte eingestellt werden, was leider nicht überall sofort umgesetzt wurde). Im Amt Friedrichstadt war Elke Paulsen von Januar 1995 bis Dezember 2007 die ehrenamtliche GB, im Amt Hattstedt waren es Sabine Witte und Annemarie Schröder. Auf Nordstrand war Regina Reuss von Januar 1996 bis Dezember 2007 ehrenamtlich tätig.
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Rückfragen bitte an k.schoettler-martin@amt-nordsee-treene.de; Telefon: 04841 – 992-233